Eroberung Konstantinopels

Eroberung Konstantinopels
Eroberung Konstantinopels
 
Durch das Überqueren des Bosporus und der Dardanellen, der Meerengen zwischen Europa und Asien, und durch die Eroberung in Thrazien und Bulgarien hatten die Osmanen den zusammenschrumpfenden byzantinischen Staat und seine Hauptstadt Konstantinopel zu Lande völlig eingeschlossen, und es blieben den Byzantinern nur die Seewege. Die Osmanen waren nun bemüht, auch diese zu sperren und die alte Kaiserstadt völlig in Besitz zu nehmen, zumal die Byzantiner sich in die dynastischen Streitigkeiten der Osmanen einzumischen suchten; sie gewährten flüchtigen osmanischen Prinzen Unterschlupf und nahmen Zahlungen dafür entgegen, dass sie nicht als Thronprätendenten auftraten.
 
Zur besseren Kontrolle des Bosporus hatte bereits Sultan Bajasid I. 1395 auf dem asiatischen Ufer die Festung Anadoluhisari errichtet, doch eine Belagerung von Konstantinopel musste wieder aufgegeben werden. Als der junge Sultan Mehmed II. 1451 die Nachfolge seines Vaters Murad II. antrat, setzte er sich sofort die Eroberung der Stadt zum Ziel, zumal die Byzantiner fortwährend die Verbindung zwischen den europäischen und asiatischen Reichsteilen über die Meerengen zu stören pflegten. Um den Bosporus völlig sperren zu können, ließ Mehmed 1452 auch auf dem europäischen Ufer eine Festung, Rumelihisari, bauen.
 
Anfang April 1453 erschien er dann mit einer Armee von mindestens 80000 Mann und moderner Artillerie vor den Mauern Konstantinopels, das von 5000 Einheimischen und 2000 Fremden, meist Venezianern, verteidigt wurde und höchstens 50000 Einwohner zählte; die genuesische Kolonie in Galata auf der anderen Seite des Goldenen Horns blieb während der folgenden Belagerung neutral und ergab sich erst später den Osmanen. Nach wochenlangen erbitterten Kämpfen wurde die Hauptstadt am 29. Mai 1453 erstürmt. Der letzte byzantinische Kaiser, Konstantin XI., fiel bei der Verteidigung, die Bewohner wurden, soweit sie überlebt hatten und in Gefangenschaft gerieten, nach islamischem Kriegsrecht versklavt; nur wenige konnten sich freikaufen oder wurden freigelassen. Die Stadt wurde geplündert, aber nicht zerstört, und die Hagia Sophia (Aya Sofya), erbaut unter Kaiser Justinian, sowie einige andere Kirchen wurden später in Moscheen umgewandelt.
 
Mehmed II., der nun den Beinamen Fatih (»der Eroberer«) erhielt, sah sich als Nachfolger des byzantinischen Kaisers. Konstantinopel wurde als Istanbul bzw. Ko(n)stantiniye anstelle von Edirne (Adrianopel) die neue Hauptstadt des Osmanischen Reiches, was sie bis 1923 bleiben sollte. Sie wurde umgehend mit muslimischen Türken, christlichen Griechen und Slawen sowie mit Juden aus anderen Teilen des Reiches neu besiedelt. Bereits 25 Jahre nach der Eroberung zählte Istanbul nahezu 70000 Bewohner; viele Neubauten verschönerten bald das Stadtbild.
 
Anfang 1454 bestätigte Mehmed II. die Wahl und Weihe des neuen Patriarchen Gennadios, die nach der Tradition vorgenommen worden war. Die griechisch-orthodoxe und die Christenheit des Ostens überhaupt erkannte den neuen Stand der Dinge an, und auch Venedig musste mit den Osmanen Frieden schließen.

Universal-Lexikon. 2012.

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